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[GAA, Bd. VI, S. 173]

 


und wie, nun Hr. Z. meiner Bitte nachgekommen, habe ich
wenigstens bis heute noch nicht erfahren.

  Es war nämlich zu meinem Schmerz Dein Schreiben vom
9. Dec. v. J. in einer mir nicht günstigen Stimmung verfaßt.
5Zu Deinem Verbot, überhaupt zu dem, was Du darinn zürnend
sagst, habe ich Dir keine Veranlassung gegeben. Ohne
Zweifel hast Du bei Deiner Reizbarkeit mein Schreiben vom
13. Nov. v. J. nicht gehörig gelesen. Ich richtete in demselben
allein die Frage an Dich,: wo sich denn wohl die Obligationen,
10im Betrage von fast 900 Thlr. befänden? die Du zuletzt in
Händen gehabt, wovon Du bei Deiner Abreise gesagt: „sie
wären im Schranke verwahrt.“ Der Schrank aber, so wie
alle Beschlüsse in Deiner Stube waren ausgeleert, und ich
vermißte darinn außerdem sonst noch mehrere mir theure
15Andenken. Es fand sich nicht einmal mehr das Geschirr darinn,
das Du vor der Abreise noch gebraucht, selbst nicht einmal
eine Schreibfeder. Und darauf glaubte ich Dich aufmerksam
machen zu müssen.

  Als man mir nun gesagt: „wenn die Obligationen entwendet
20seyn sollten, müßte ich sie mortificiren lassen“, achtete
ich mich zu der Anfrage verpflichtet. Dein Schreiben paßt nun
freilich nicht auf meine schlichte Anfrage. Sachen, wie Du
meinst, sind demnach von Dir nicht zurückgeblieben; allein
einige Wäsche habe ich von Dir in Verwahrung.

25  Zu meiner Freude empfing ich nun aber Dein, nunmehr
in besserer Stimmung geschriebenes, Briefchen vom 8ten Januar,
erst am 16. desselben Monats. Du sprichst indeß auch
hierinn wieder in Folge Deiner so regen Phantasie von Dingen,
von denen ich Nichts weiß; jedoch geben mir einige
30Aeußerungen, die ich nicht veranlaßt, die richtige Antwort
auf meine Anfrage, und ich weiß nun, was ich wissen mußte.
Du zürntest also, weil Du geglaubt, ich hätte das vermuthet,
oder gar gewußt; Du warst aber im Irrthum.

  Erfreut über Deine bessere Stimmung erneute ich nun schon
35am 19. Januar aus der Fülle des Herzens mein heisses Anliegen
und sehnsuchtsvoll harre ich seitdem täglich auf Deinen
Entschluß.

  Handschrift Lieber Grabbe, es war einmal eine Zeit wo Du mich sehr
geliebt; wenn sich auch nur noch ein Hunderttheilchen von
40der alten Liebe in Deiner Brust für mich regt, so bitte ich
Dich meine beiden Schreiben vom 13. Nov. v. J., und vom