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[GAA, Bd. VI, S. 343]

 


            Hochgeehrtester Herr Schreiner!

Genehmigen Sie doch den kleinen Postvorschuß in meinem
anderen Brief, und lesen Sie den letzteren. Sie sind wahrhaftig
sicher. Man muß mich kennen, um einzusehen, warum ich die
5Kleinigkeit in Düsseldorf suche, obgleich mir hier mein Vermögen
vor der Nase liegt. Ich ziehe nicht eher in mein Haus
und in meinen Aerger als bis die Hermannsschl. fertig ist.
    Detm. 7. Jul. 1836.                Gehorsamst
(Käm' ich noch einmal ohne    
Weiteres mit Postvorschuß,    Grabbe.

dann schicken Sie den Brief nur retour, jetzt aber
nicht!)
Düsseldorf 9 Juli 1836.
                Werthester Herr Auditör!

15Noch bin ich ohne Nachricht, ob Sie glücklich in Ihrer Vaterstadt
angelangt sind, und ob und auf welche Weise sich Ihre
Verhältnisse dort nach Ihren Wünschen gestaltet haben, sonst
würde ich schon früher an Sie geschrieben haben. Heute wird
mir ein von Ihnen kommender Brief präsentirt, worauf Sie
202 Ld'or Postvorschuß entnommen haben, woraus ich ersehe
(d. h. aus dem Postzeichen des Briefs) daß Sie in Detmold
sind, und aus dem entnommenen Postvorschuß leider auguriren
muß, daß Sie dort keineswegs in gesicherter Lage sich
befinden. Sollte diese meine Vermuthung sich richtig zeigen,
25so bedaure ich es sehr, und zwar sowohl Ihret- als auch
Meinetwegen. Sie versprachen mir so oft, sobald Sie nach
Hause kämen, würden Sie sorgen, mir die Ihnen vorgeschossenen
231 Thaler zu ersetzen, und bekräftigten diese Versicherung
so feierlich, daß ich ganz fest darauf rechnete, jetzt
30meinen Vorschuß zurückzuerhalten. Sie können leicht denken,
wie höchlich ich erstaunt sein mußte, statt einer Geldsendung
von Ihnen, einen Brief mit Postvorschuß zu erhalten!!

  Daß ich diesen Brief nicht annahm, versteht sich von selbst,
und nachdem Sie mir durch dies Verfahren die Augen über
35die Wahrhaftigkeit aller mir gemachten Zusagen auf eine leider
zu empfindliche Art geöffnet, sehe ich mich genöthigt, Ihnen
zu sagen, daß ich