Das Christian-Dietrich-Grabbe-Portal
 
GAA, Bd. VI, S. 146 zurück Seite vorwärts

[GAA, Bd. VI, S. 146]

 


Ihnen si placet einmal mündlich mittheile, Ich habe so viel
ekelhaftes Privates zu besorgen (ich danke Ihnen, daß ich
meine Mutter mit ein paar Louisdor's erfreuen konnte), daß
ich gewiß nicht schneller leisten kann als ich thue. Oft, vor
5Ermattung, stürzt der Schlaf über mich wie ein Mondstein.

  Ich habe meinem Columbus (meiner Magd) gerathen, doch
nicht wie der alte Columbus nach Westen, sondern nach Osten
zum pontus euxinus zu seegeln, vulgo schwarzes Meer, um
ihn (wie ein Berliner in der rest. nation. ihn einmal nannte,
10als er im schwarzen Frack eintrat, dem vermeintlichen duc
de Rovigo aufzuwarten): „aus die schwarze Grotte“ zu entdecken.


  Den Ranke gönnt mir die Frau Gräfin noch wohl. Viele
Störungen hindern ihn zu Ende zu lesen. Ich bin heute mit
15Gewalt dabei.

  Und nun lese ich den Contract wegen Cendrillons, sehe
daß ich ihn nur zur Sicherheit behalten soll, und bin ganz
conform mit ihm. Von meinen Exemplaren will ich gern
noch einige missen, schickt sie Hr. Schreiner nur an die resp.
20Recensiranstalten. Das ist leider immer noth. Mein „Lustspiel“
in petto ist durch Ihre Recensentenidylle entstanden
und soll auch heißen „der Recensent“. Vom Hannibal sollen
beizu die Goettinger Anzeigen per Heere[n] sehr gelehrt
sprechen. Ich werd' ihn ihm mit einem hübschen Wulst von
25Beobachtungen und Anfragen zuschicken, so daß er meint,
hier sey etwas seiner Ideen poetificirt. Bei alle dem, der
Mann ist so übel nicht; in der Jugend, wo man nur folgt,
geht's in die Ferne, — zog er mich an und reitzte mich.
— Sind in der Recension Ihrer Schriften meine Ansichten
30hier und da verschieden und kritikasternd, so hoff' ich, nein,
weiß ich, daß Sie darüber nicht zürnen. Zur rechten Zeit
gedämpfte Musik ist besser als 20_000 Lobposaunen, die man
jetzt doch allerwärts vermuthet. — Die Beurtheilung des
Hofers ist mir Wollust, einige Scherze werde ich auch nicht
35unterdrücken können, natürlich auf fremde Kosten. Ich glaube,
das ist das Einzige, was ich von Heine als probat für die
Menge annehmen kann, er hat in seinen Reisebildern Mehreres
aus meinen Reden und dem Gothl. auch angenommen, unwillkührlich
wohl. Die Theaterkritik ist unter der Feder, so mehr
40als ich eine alberne von Runkel (rübe?) oder conss. über das
Leben ein Traum gelesen. Glauben Sie nicht daß dieß Viele