| [GAA, Bd. II, S. 615] Satzzeichen völlig oder doch annähernd sicher erschien, ist sie unter den Lesarten vermerkt. Es darf indes aus den angeführten äußeren wie aus inneren Gründen angenommen werden, daß auch die übrigen reinen Streichungen von ihm herrühren. Die gleiche Sorgfalt, wie den fremden Niederschriften hat Grabbe seiner eigenen gewidmet. Es handelt sich bei H ja nicht um die Reinschrift einer endgültigen, durchgefeilten Fassung, an der höch- stens hie und da noch eine Kleinigkeit zu ändern war, wie etwa bei den drei ersten Beiträgen zu den „ Dramatischen Dichtungen “, vielmehr um ein Manuskript, in dem einzelne Partien noch einen ziemlich rohen Eindruck machen, demgemäß vom Dichter verworfen und durch andere ersetzt wurden, in dem das Werk also erst seine endgültige, den Dichter befriedigende Gestalt gewann. Da es nun an der Zeit gebrach, von einer so stark durchgearbeiteten Hand- schrift für den Drucker eine Reinschrift herzustellen, fand Grabbe den Ausweg sozusagen partieller Reinschriften, und dies gibt dieser Handschrift ihren eigentümlichen Charakter. Wenn nämlich eine bestimmte Stelle entweder keinen Raum für weitere Verbesserungen ließ oder so unübersichtlich geworden war, daß sie dem Setzer nicht zugemutet werden konnte, schrieb Grabbe sie auf ein Blatt um und klebte dieses mit Siegeloblaten über der verworfenen Stelle fest, wo sie dann, wenn nötig, weitere Verbesserungen erfahren konnte. Solcher Blätter und Blättchen weist H, und zwar erst von Bogen 17 an, 65 auf. Das kleinste ist ein schmaler Papierstreifen mit nur einer Zeile, das größte ein die ganze Seite deckendes Folioblatt mit deren 22. Dank dem Umstande, daß sie nur an den vier Ecken oder beiden Enden befestigt worden sind, ist es möglich, auch die darunter stehenden verworfenen Stellen in den Lesarten- Apparat einzubeziehen. Wukadinović leitet den Varianten-Apparat des Werkes mit den folgenden textkritischen Bemerkungen ein: „ Grabbe hat bestimmt die ersten zwei Bogen korrigiert, wahrscheinlich auch noch etwas von dem Folgenden (vgl. Brief Nr. 97 [ 288]); ob das Ganze, bleibt trotz seiner Behauptung (Brief Nr. 181 [ 518]) fraglich. Denn infolge der großen Entfernung des Druckortes (Zweibrücken) ver- zögerte sich die Drucklegung ungebührlich, und Grabbe eilte, war zudem mit anderen Geschäften überlastet und verließ sich überdies stark auf den Verleger. Die Varianten der Handschrift müssen also mit Vorsicht geprüft werden, da nur selten festzustellen ist, welche Änderung des Drucks vom Autor selbst, welche von anderen herrührt. “ Demgemäß hat er nur dort in den überlieferten Text eingegriffen, „ wo es sich um offenbare Flüchtigkeiten und Eigen- mächtigkeiten der Setzer oder des Verlags oder um sichtliche Fehler handelt “, jedoch auch die übrigen Varianten, von einigen Kleinig- keiten abgesehen, veröffentlicht, weil auch in ihnen manches stecken möge, was erst andere geändert haben. (Vgl. WW VI, 198—99.) Nun schreibt in der Tat Grabbe zu Beginn seines vom 26. Ja- nuar 1831 datierten Briefes an Kettembeil: „Hierbei erstlich die 2 von [dem Drucker] Ritter erhaltenen Bogen, und ein Blättchen an ihn.“ Wukadinović scheint der Meinung gewesen zu sein, hier sei von den ersten beiden Bogen die Rede, dabei aber übersehen zu ha- |
| |