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[GAA, Bd. II, S. 75]

 


Die hört ich einst an meinem Brauttag in Burgund!
Klingt es von Himmelshöhen zu mir nieder?
Kaiser Friedrich
Mit deinem Gram mag ich nicht länger spielen.
5Die Todesnachrichten, die du erhalten,
Sind falsch gewesen. Kaiser Friedrich lebt.
Glorreicher Frieden mit der Kirche schmückt
Sein Haupt. Er dacht und denket dein in Glück
Und Not —
10Sein Visier aufschlagend
          und liebeatmend liegt er jetzt
An deinem Busen!
Erstdruck Beatrice Lebt! Sein Atem weht!
O Sturm der Freude, schone, schone! Beug
15Mich nicht so ganz zu Boden! Jetzt nicht möcht
Ich sterben! Ach ich bin ein schwacher Halm! —
— Mein Kaiser, Friedrich, mein Gemahl, mein Held
Und Gott! Du wieder mein! — Ich werde Sündrin!
Denn Christi Auferstehung freut mich nicht
20Wie deine!
Kaiser Friedrich O welche Seligkeit, geliebt
Zu sein — geh' einsam in Gefahr und Wüsten —
Du weißt: ein fremdes Herz schlägt für das eigne!
— O Beatrice, reiner Engel! — Können
25Die Engel Menschen lieben, deren Brust
Durchtobt ist von des Stolzes, Ruhmes, und
Der Herrschbegierde Stürmen?
Beatrice Ja! denn Engel sehn
Die Blüt des sturmbewegten Baums! Auf Erden
30Heißt man sie: Liebe!
Erstdruck Kaiser Friedrich Es ist wahr! Und nie
Noch schlug ein Herz fürs Edle und Erhabne,
Es hätte denn geliebt! — Selbst wenn ich auszieh, Kronen
Mir zu erringen — dein belohnend Lächeln
35Strahlt doch als letzter Siegespreis! — — Wo weilt
Der Graf Tirols, der dich begleitete?
Beatrice
In seiner Grafschaft, um vor den Lombarden
Die Grenzen deines Reiches zu beschützen.
40Kaiser Friedrich
Lombarden! Die sind ruhig — Nicht mehr not