| [GAA, Bd. IV, S. 48] Situationen ermüden endlich und das Berliner Publicum pochte das Stück mit Recht aus. — Übrigens verschmäht Shakspeare selbst ein Wiederholen der nämlichen Einfälle und Späße nicht. Leider sind es meistens die fadesten. Der 5abgedroschene Scherz des Hornschmucks der Ehemänner zieht fast durch alle shakspearischen Dramen. Höchst ausgezeichnet ist Shakspeares dramatischer „Verstand “. Shakspeares alles überflügelnde Phantasie, sein Pathos, sein Humor, alles steht wenigstens in seinen späteren 10Stücken unter der strengsten Herrschaft eines berechnen- den Verstandes. Selten verliert er sich daher in das Unbestimmte, Neblichte, aber ich fürchte, daß mancher Beobachter so deutlich als ich fühlt, wie oft bei den größten Scenen das tiefe Gefühl, der Hauch der Begeisterung fehlt, — wie das 15Meiste nur berechnete Kunst ist, freilich die gewaltigste, die sich denken läßt. Dieser Mangel am aufrichtigen Gefühl ist es, welcher dem Romeo noch am Grabe seiner Gattin ein Wortspiel zu machen erlaubt, welcher den Edgar im Lear während des verstellten Wahnsinns mit einer Art Wohlbehagen in die 20breitesten (wenig und gut wäre besser gewesen!) Aufzählungen der gemeinsten, eklichsten Dinge eingehen läßt. Ohne diesen Gefühls-Mangel wäre auch wohl Cordelia, deren Tod ein reiner Zufall ist und mir weder motivirt noch nothwendig erscheint, am Leben geblieben. Über Cordelias Tod 25denkt Wilh. Schlegel freilich anders, — warum? sieht man nicht. Streben nach Bizarren ist dem Shakspeare nicht abzuläugnen. In etwas entschuldigt ihn auch hier die Manier seiner Schule. Grade das, was den resp. Vergötterern des Shakspeare stets 30vorn auf der Zunge liegt, die Originalität der Charactere, ist oft eine gesuchte Seltsamkeit der Charactere, und ermüdet durch ihre zu häufige Wiederkehr. Hat ein Dichter einmal den Entwurf zu einem sonderbaren Character gemacht (was bei einem erträglichen Poeten gewiß nicht zu 35den schwersten Kunststücken gehört) so ist nichts leichter als den Entwurf consequent durchzuführen, — weit, weit schwerer ist es, einen einfachen, aber darum allgemein menschlichen Character darzustellen und zwar mit Effect. Statt daß Shakspeare meistentheils in Extremen schwebt, selbst einem 40gewöhnlichen Character, sobald er damit Effect machen will, eine Zugabe von etwas Seltsamen gibt (dem Antonio im |
| | Werkauswahl | | | Dramen | | | Prosa-Schriften | | | | Den Schul- und Universitätsjahren zugehörig | | | | Die Proberelation | | | | Über die Shakspearo-Manie | | | | Aufsätze über Detmold und sein Theater | | | | Etwas über den Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe | | | | Selbstrezensionen | | | | Das Theater zu Düsseldorf mit Rückblicken auf die übrige deutsche Schaubühne | Bd. IV, S. 477 | | | | Bruchstück einer frühen Fassung | | | | Endgültige Fassung | | | | | Von Frankfurt am Main und dessen Theater | | | | | Düsseldorf | | | | | | Ausführung | Bd. IV, S. 124 | | | | | | Überlieferung | Bd. IV, S. 478 | | | | | | Lesarten | Bd. IV, S. 478 | | | | | | Erläuterungen | Bd. IV, S. 480 | | | | | Düsseldorfs Schauspielhaus und der Souffleurkasten | | | | | Töpfer und Calderons Leben ein Traum | | | | | Theaterwesen | | | | | Begründung des jetzigen Düsseldorfer Theaters | | | | | Repertoire | | | | | Einzelne Vorstellungen: Macbeth. Decorationen | | | | | Hamlet | | | | | Stella | | | | | Die Oper | | | | | Schluß | | | | | Anlagen. Recensionen einzelner Aufführungen | | | | | Wallensteins Tod | | | | | König Johann | | | | | | Ausführung | Bd. IV, S. 153 | | | | | | Überlieferung | Bd. IV, S. 478 | | | | | | Lesarten | Bd. IV, S. 478 | | | | | | Erläuterungen | Bd. IV, S. 480 | | | | | Alexis | | | | | Der Blaubart | | | | Beiträge zum 'Düsseldorfer Fremdenblatte' | Bd. IV, S. 163 | | | | Theater-Referate |
|