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[GAA, Bd. IV, S. 409]

 


die kritische Methode der neueren Geschichtschreibung; seine
„Römische Geschichte“ bestimmte den Charakter der historischen
Strömung des neunzehnten Jahrhunderts, der durch den Gegensatz
zum Rationalismus des achtzehnten gekennzeichnet ist. Der erste
Band des Werkes, die Königszeit enthaltend, erschien 1811, der
zweite mit der Darstellung der älteren Republik bis zu den Licinischen
Gesetzen 1812; eine zweite Auflage 1827 und 1830. Den
dritten zu vollenden war ihm nicht beschieden.
   Verweis zum Text S.43, Z.17: Crebillon: Der französische Dramatiker Prosper
Jolyot de Crébillon der Ältere (1674—1762) eiferte in seinen
zahlreichen, an antike oder orientalische Vorlagen sich anlehnenden
Tragödien Voltaire und Corneille nach, suchte insbesondere dadurch
zu wirken, daß er das Gräßliche übersteigerte, um Schrecken und
Grauen zu erregen, und zog sich damit den Beinamen „le terrible“
zu. Zu seinen wichtigsten Werken zählen: „Idoménée“ (1705),
„Atrée et Thyeste“ (1707), „Electre“ (1709) und — der Höhepunkt
seiner Erfolge — „Rhadamiste et Zénobie“ (1711; nach Tacitus).
   Verweis zum Text S.44, Z.14 f.: die Klagen der Weiber vor dem Tower: IV,4.
   Verweis zum Text S.44, Z.20: die bei Shrewsbury: In der Grafschaft Shropshire.
Dort schlug der nach Richards II. Abdankung zum Könige erhobene
Heinrich IV., Herzog von Bolingbroke (1367—1413), am 21. Juli
1403 den Aufstand der Barone nieder. Die Schlacht wird dargestellt
im fünften Akte des ersten Teils von „König Heinrich dem vierten“.
   Verweis zum Text S.44, Z.25 f.: „es gibt noch andere Dinge [usw.]. In Schlegels
Übersetzung:
  „Es giebt mehr Ding' im Himmel und auf Erden
  Als eure Schulweisheit sich träumt, Horatio.“
(I,5.)
   Verweis zum Text S.44, Z.31 f.: Wilh. Schlegel vertheidigt dieß zwar: Grabbe
meint vermutlich die folgende Stelle: „Characteristik ist nur ein
Bestandtheil der dramatischen Kunst, und nicht die dramatische
Poesie selbst. Es wäre höchst fehlerhaft, wenn der Dichter uns da
auf überflüßige Characterzüge aufmerksam machte, wo er ganz
andre Eindrücke bezwecken soll. Sobald das Musikalische oder das
Imaginative die Oberhand gewinnt, so tritt das Characteristische
nothwendig zurück. Viele Figuren Shakspeare's tragen daher nur
äußerliche Bezeichnungen an sich, bestimmt durch die Stelle, die sie
im Ganzen einnehmen: sie repräsentiren, wie Nebenpersonen in
einem öffentlichen Aufzug, auf deren Physiognomie man eben auch
wenig zu achten pflegt; ihre feyerliche Tracht und Verrichtung
macht sie allein bedeutend.“ (Schlegel, a. a. O. Th. 3, S. 59—60.)
   Verweis zum Text S.44, Z.36 f.: der, wie es scheint, eine Art alt gewordenen
Hamlets seyn soll: Vgl. dazu Grabbes Bemerkung in seinem vom
12. Juli 1827 datierten Briefe an Kettembeil, Tieck habe ihm den
Titel eines großen Kritikers gegeben, als er den Polonius einen
altgewordenen Hamlet genannt habe. (Brief Verweis zum Text Nr 127.)
   Verweis zum Text S.45, Z.2: in eventum: gegebenenfalls.
   Verweis zum Text S.45, Z.12 f.: in der tiefsten Trauer [usw.]: „tears, seven
times salt, / Burn out the sense and virtue of mine eye!“ (IV,5.
In Schlegels Übersetzung: „Thränen, siebenfach gesalzen, / Brennt
meiner Augen Kraft und Tugend aus!“)