| [GAA, Bd. I, S. 399] Vierte Szene Eine andere Seite des Lagers der Marianer Cinna und Sertorius begegnen sich der Abrede gemäß mit ihren Truppen. Die äußerste Vorsicht ist getroffen, man hört 5 kein Geräusch. Es ergibt sich aus ihrem Gespräch, daß sie das Lager der Marianer bereits umgarnt haben, und den Marianern kein Entrinnen, sondern nur teurer Verkauf ihres Lebens übrigbleibt. In Cinna zeigt sich etwas Wanken- des, er spricht davon, ob dieses Blutbad auch wohl so not- 10 wendig sein möchte, als er und Sertorius anfangs gedacht hätten, aber Sertorius beherrscht ihn mit der strengsten Ent- schlossenheit, erklärend, daß auch keiner jener „Hunde“ da- vonkommen solle. Cinna geht ab zu seinem Angriffsposten, während Sertorius seinem reisegerüsteten Heere noch einmal 15 bündig seinen Willen vorhält, gleich nach Niederlage der Marianer nach Spanien zu marschieren. Durch Cinna er- schallt das Signal zum Angriff des Lagers. Er beginnt. Ein- zelne Auftritte zwischen einzelnen Kämpfern, worunter Marianer sind, die wir aus der vorigen Szene schon näher 20 kennen, bewegen sich über die Bühne. Einer der Marianer ficht im halben Traume, hartnäckig und mit sicheren Strei- chen; endlich unterliegend und sterbend glaubt er, er wache auf. „Marius“ ist bei seinen sterbenden Getreuen immer das letzte Wort; sie sehnen sich nur nach seiner Stimme, nach 25 seiner rettenden Anführung. Cinna stürzt herein und ruft dem ihm begegnenden Sertorius zu, wie ein Teil der Marianer sich schleunig kriegerisch geordnet habe und ihn mit seinen Scha- ren unaufhaltsam zurückdrücke. Sertorius eilt ihm zu Hülfe und endlich sind die Marianer ausgerottet. — Cinna und 30 Sertorius nehmen kurzen Abschied voneinander und ziehen mit ihren Heeren fort. — Bald darauf eilen Marius, sein Sohn und andere mit Truppen herbei. Marius erblickt den Greuel: er kann nicht reden. Nur mit Mühe bricht er zu- letzt in die Worte aus: „der Mutter, welcher man vor den 35 Augen die Säuglinge am Stein zerschmettert, ist nicht so wehe wie mir.“ Er läßt Sertorius und Cinna verfolgen, aber es sind zu wenig Truppen an der Stelle, um das Enteilen der beiden zu verhindern. Jede Zögerung in Rom wird dem Marius lästig. Er wird an sein krankhaftes Aussehen erinnert, |
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