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GAA, Bd. I, S. 137 zurück Seite vorwärts

[GAA, Bd. I, S. 137]

 


Handschrift Zu Cäcilia Weib, Weib,
Was blickst du mich so traurig lächelnd an?
Was weinst du? was bewegt dich? Komm!
In meine Arme, schönes Wesen!
5Erstdruck Daß sie erfreue, ist die Schönheit da,
Und daß es liebe, schlägt der Frauen Herz!
Der Himmel hat dich mir gesendet, du
Sollst die gestorbne Gattin mir ersetzen!
Er umarmt sie 10
Skiold und Erik Sie hat gesiegt!
Cäcilia O Theodor! mein Theodor!
Handschrift Gothland Was soll der Jubel jener beiden Alten?
Wie wohlbekannt ertönt mir diese Stimme?
Cäcilia Die Tote, welche du betrauerst, lebt für dich!
15Kennst du dein treues Weib nicht mehr?
Gothland Mein Weib! So laß mich los!
Zurücktretend
                        Feldherrn, umgebt mich!
Cäcilia Nein, auseinander weicht vor mir!
20Ist Gothland euer König, so bin ich,
Seine Gemahlin, eure Königin!
Handschrift Die Feldherrn weichen auseinander; sie geht mitten durch sie
hin und ergreift Gothland bei der Hand
Erstdruck Gib mir die Hand,
25Verlaß des Abgrunds schauervollen Rand,
Laß diese Larven, welche dich umgeben
Und folge mir zu einem neuen Leben!
Komm! auf den Pfad der Tugend,
Den du so herrlich gingst in deiner Jugend,
30Zu deinem vorigen, verlornen Glück
Führt deine Gattin dich zurück!
Der Reue Träne ist noch nie umsonst geflossen,
Handschrift Des Heilands Blut ist auch für dich vergossen,
Die düstere Vergangenheit wird schwinden,
35Den Frieden sollst du wiederfinden,
Und auch zu deinen Sternenhöhen,
Zu deinen Dioskuren, sollst du wieder sehen!
Gib mir die Hand!
Als Abgeordnete von höhern Mächten,
40Vom Edlen, Guten und dem Rechten,
Steh ich zum letzten Mal vor dir