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[GAA, Bd. I, S. 115]

 


Gustav Das weißt du nicht? — O, ich beklage dich! —
Als Herrlichste von allen,
Als eine Kön'gin steht
Erstdruck Sie unter den Gespielinnen! fürs Diadem
5Ist ihre Götterstirn gebildet! seidnes Haar
Umschmückt ihr lichtes Haupt
Handschrift Mit goldner Fülle, Hoheit strahlt
Aus ihrem Auge, Anmut wohnt
Auf ihrem Mund, — mein Leben würf ich weg
10Für einen Kuß auf ihre Lippen!
Berdoa Wenn sie nun aber aus dem Halse stänke?
Gustav Wie Neger?
Berdoa O du Geck der Gecken, Narr
Der Narren! Deine Göttin ist ein Handschrift Mensch
15Wie du! Hat sie auf ihrem Kopf viel Haare,
Was du so rühmst, so hat sie sicher auch
Viel Ungeziefer drauf, und ihre Nas
Ist schleimig, wie die Nasen andrer Leute!
Sie trinkt und ißt so gut als du
20Und so wie du gibt sie's auch wieder von sich!
Gustav Schäme dich!
Berdoa Lüg ich denn? — Schäm du dich,
weil
Handschrift Du ohn Erröten eingestandest, daß
25Du liebest!
Gustav Mich der Liebe schämen, die
Das Höchste auf der Erde ist?
Erstdruck Berdoa Das Höchste?
Aufs Kindermachen läufts hinaus! —
30                        Was liebt
Ihr denn am Weib? Etwa den Geist?
An einer Gans? — Ich glaub es kaum; und wär
Es wahr, — weshalb liebt ihr denn nie 'nen Mann?
Handschrift Ihr liebt das Fleisch! siehts Fleisch nur hübsch, so denkt
35Ihr euch die Seele schon hinzu! — Doch das
Empört mich nicht; allein, wenn ihr den Trieb,
Den ihr mit Kröte, Katz und Hund gemein habt,
Zu einer Tugend macht und göttlich nennt,
Pfui, das ist unerträglich!
40Gustav Im Namen der Geliebten und der Liebe:
Zieh deinen Degen heuchlerischer Mohr!