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[GAA, Bd. I, S. 45]

 


Die scharfgewetzte Axt, durchschritt er wie
Ein Geist die öden Hallen; an der Schwelle
Von Manfreds Schlafgemache angekommen,
Befahl er mir zu harren, — er selber ging
5Hinein. Ich blickte schreckenahnend durch
Den Ritz der Tür: nachdem der Kanzler scheu
Umhergesehn, tritt er zu Manfreds Bett, —
Prüft mit dem Daum des Beiles Schneide —
Ein kurzes Lächeln überschattet sein
10Gesicht — und hochgeschwungen fliegt die Axt
In seines Bruders Haupt!
Handschrift Gothland O hätte er doch mich
Getroffen!
Berdoa leise und dringend zu Rolf 15
        Bravo! fahr so fort!
Rolf mit immer mehr erhobener Stimme Manfred
Erwacht, kreischt auf und fährt
Schlaftrunken mit der Rechten
Erstdruck Nach dem gespaltnen Haupt, — greift krampfhaft in
20Die eigne, offenstehnde Hirnschal
Und reißt die Faust geballt, befleckt Handschrift mit Blut,
Voll von Gehirn daraus zurück!
Gothland Halt ein,
Halt ein! Mein Blut beginnt zu sieden
25Und alle meine Adern blähn sich wie
Getretne Nattern!
Berdoa heimlich zu Rolf
Nun gilt es! Machs noch ärger! ärger!
Rolf gleichfalls heimlich Könnt Ihrs
30Noch ärger denken?
Berdoa O ja! Fahr fort!
Handschrift Ich wills dir fürstlich lohnen! Fahr fort!
Rolf laut Der Kanzler
Erhebt zum zweitenmal das Beil,
35Doch der Verwundete stürzt sich,
Von Todesangst getrieben, aus dem Bette,
Und streckt, halb drohend und halb flehend,
Erstdruck Die Hände ihm entgegen,
Der Kanzler haut sie ab —
40Gothland macht eine Bewegung der höchsten Wut
Rolf springt entsetzt zurückHandschrift  Hu! Ihr zerreißt mich!

 

 
 
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