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GAA, Bd. IV, S. 439 zurück Seite vorwärts

[GAA, Bd. IV, S. 439]

 



  Dem auswärtigen Publiko, das die Mitglieder der hiesigen
Bühne nicht kennt, und also leicht durch eine Schmähschrift
verleitet werden könnte, sie falsch zu beurtheilen, glaubte ich
diese Erklärung schuldig zu seyn.

  Detmold, am 8. Junius 1828.
August Pichler.

  Diese Abwehr war nicht der einzige öffentliche Widerspruch,
den Grabbes Kritik der Leistungen des Detmolder Hoftheaters
hervorrief. Wenige Wochen vor Pichlers Replik erschien in
der von Dr. Heinrich Schulz in Hamm herausgegebenen „Hermione“
, und zwar in den Nummern 22 und 23 vom 28. Mai
und 4. Juni 1828, ein Bericht „Ueber das fürstliche Hoftheater
und dessen resp. Künstlerverein in Detmold im Jahr
1827“, der aus „Hamburg, im April 1828“ datiert und mit
„Peregrinus“ unterzeichnet ist; ein Pseudonym, hinter dem
sich, nach persönlichen Bemerkungen am Eingange, ein Reisender
verbirgt, der sich vom September 1827 bis zum Januar
1828 in Detmold aufgehalten hatte. Der Verfasser behandelt
zunächst die Pichlersche Truppe vor ihrer Festsetzung
in Detmold, ferner das neue Hoftheater und die Eröffnungsvorstellung,
er referiert über den Personalstand der Truppe
und des Orchesters und wendet sich schließlich den Leistungen
des Theaters zu. „Es ist“, so schreibt er, „in diesem Theater
nicht erlaubt, durch lautes Beifallsrufen, oder ein Mißfallen,
durch Zischen, Pfeifen oder Pochen, wie in anderen Theatern
wohl geschiehet, zu erkennen zu geben; wohl aber ein bescheidenes
und geräuschloses Händeklatschen als Beifallszeichen ist
jedem Zuschauer gestattet. Eine sehr zweckmäßige Verordnung,
um Mißbräuchen vorzubeugen, die nicht nur in Gegenwart
des Hofes unanständig, sondern auch für das ganze Auditorium
störend sein würden. Doch darf hier nicht ungerügt
bleiben, daß es in diesem einige unbilligdenkende und nur
im Tadeln sich gefallende Kritikaster gibt, die das Lobenswerthe
nicht anerkennen, nur die Schattenseiten aufzusuchen
bemüht sind, um über unbedeutende Mängel, die kaum bemerkenswerth
sind, ihre trivialen Witzeleien und Bekrittelungen
nicht nur in öffentlichen Gesellschaften zum Bessten zu